Was ist „RiDeST – Persone in cambiamento | Menschen im Umbruch“?

RiDeST – Persone in Cambiamento | Menschen im Umbruch ist ein Forschungsprojekt im Bereich des Service Design, in dem sich ein interdisziplinäres Team zum Ziel gesetzt hat, zu untersuchen, ob und wie eine soziale Dienstleistung für Menschen in Veränderungs- und Umbruchsituationen gestaltet und etabliert werden kann. Die Projektbezeichnung RiDeST ist abgeleitet vom italienischen Ricerca in Design di un Servizio per Persone in Transizione – frei übersetzt Forschung zur Gestaltung eines Dienstes für Menschen in Umbruchsphasen.

Welche Motivation steckt hinter dem Projekt?

Die Gesellschaft wandelt sich – neue, flexiblere Arbeits-, Familien-, Lern- und Wohnkonzepte entstehen. Lebenswege werden individueller und Brüche im Lebenslauf als auch Phasen der Neuorientierung werden zunehmend zur Regel. Unsere Sozialsysteme sind aber nach wie vor auf klar abgegrenzte Lebensabschnitte eingestellt, die sich beinahe übergangslos aneinander reihen. Passt man (zeitweise) nicht in die definierten Schubladen, erhöht dies die Unsicherheit und den Stress. Die emotionale und gesellschaftliche Belastung wird größer, auch weil die sozialen Sicherheitsnetze der Gemeinden kaum auf solche Fälle eingestellt sind.

Im Projekt RiDeST wird erforscht, wie Menschen in Umbruchsituationen eine Anlaufstelle geboten werden kann, in der sie Gehör, Anleitung und Unterstützung finden. Das Projekt möchte Orientierung geben und helfen, die Umbrüche als persönliche und gesellschaftliche Chance zu begreifen.

Was ist das Ziel des Projekts?

Geplant ist es, der Gemeinde Bozen zum Projektabschluss klare Empfehlungen, darunter Anpassungen bestehender Dienstleistungen für Menschen in Übergangssituationen, und, wenn notwendig, einen neuen, implementier-baren Service zu präsentieren. Konkrete Ergebnisse sollen ein Leitfaden beziehungsweise eine Vorlage für die Servicegestaltung und außerdem eine soziologische Analyse der Abläufe im Bereich der sozialen Dienstleistungen der Gemeinde Bozen sein.

Wer steht hinter dem Projekt?

Die Sozialgenossenschaft studio comune und Forschende der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen kooperieren in diesem Projekt mit dem Stadtrat für Sozialpolitik und Kultur der Gemeinde Bozen, dem Verein Arci und der Sozialgenossenschaft Officine Vispa. Projektleiter ist der Soziologe, Forscher und Universitätslehrende Alvise Mattozzi. Die Forschung wird von einem Lenkungskreis begleitet und beratend unterstützt, zu dem Vertreter*innen aller Projektpartner im Rhythmus von etwa zwei Monaten zusammen kommen.

Wie wird in dem Projekt gearbeitet?

Das Projekt basiert auf einem neuen Verständnis von Design, in dem Methoden und Arbeitsweisen genutzt werden, um nutzerzentrierte Services zu entwickeln und in interaktiven, co-kreativen Formaten zwischen den verschiedenen Akteuren vermittelt wird. So werden bei RiDeST im Rahmen einer anwendungsbezogenen Forschung Designinterventionen in Form von Prototypen entwickelt, die es den am Projekt Interessierten und Beteiligten ermöglicht, ihre eigene Situation zu reflektieren und Gemeinden hilft, ihre strukturellen Herausforderungen besser verstehen zu lernen. Aus den Interventionen können fundierte Erkenntnisse gewonnen und Ergebnisse formuliert werden.

Um einen Überblick zu gewinnen, wie die projektbezogenen Themen im europäischen Raum behandelt werden, wird der Austausch mit thematisch relevanten Projekten im In- und Ausland gesucht. Im Rahmen des Projekts werden Interviews geführt und Workshops in Bozen veranstaltet, die sich an verschiedene Interessierte richten – Menschen in Umbruchsituationen, Angestellte im Sozialdienstleistungs- und Verwaltungsbereich, sowie Nutzer*innen von Sozialdiensten. Diese Aktivitäten dienen dem besseren Verständnis der Problematik und dem Entwickeln erster Lösungsansätze. Ein wichtiger Teil der Forschung wird eine ethnographische Untersuchung sein, in der entsprechende Arbeitsprozesse und Organisationsformen in der Gemeinde analysiert werden, um Vorschläge für die Neustrukturierung zu unterbreiten, die den gegebenen Erfordernissen Rechnung tragen und zu ermöglichen, das derzeit angebotene Leistungsspektrum bestmöglich anzupassen. Schließlich sollen erste Ansätze versuchsweise umgesetzt und getestet werden, sowie der Gemeinde Empfehlungen für ein Serviceangebot präsentiert werden.

Wie ist das Projekt entstanden?

Ende 2018 organisierte studio comune mit Beteiligung von Alvise Mattozzi eine Workshopreihe mit dem Titel Ich (er)finde mich neu – A questo punto mi ripenso, die für Menschen konzipiert war, die zwischen Arbeitsleben und Pension stehen. Die von der Gemeinde Bozen geförderten Workshops zogen jedoch ein breiteres Publikum an, woraufhin deutlich wurde, wie wichtig der Austausch zu Übergangsphasen ist und dass es diesbezüglich so gut wie keine Angebote gibt – auch nicht vonseiten der Gemeinde. Aufgrund des Erfolges dieser Workshops entstand das Bestreben, sich dem Thema in einem eigenen Forschungsprojekt intensiver zu widmen und damit das Kooperationsprojekt RiDeST.

Projektlaufzeit: August 2019-Oktober 2020